Das Interview mit einem schauspielinteressierten Journalisten aus München hat mich inspiriert diesen Blog zu schreiben. Vielleicht findest du einige neue Ansätze darin. Wie immer freue ich mich auf deine Rückmeldungen, Fragen und auf konstruktive Kritiken.
Durch die Kraft der Imagination wird Theaterspiel zum Schau-Spiel
Das Imaginieren lernst Du in unserem Unterricht. Es macht aus Spiel Schau-Spiel. Die Imagination gehört zum Handwerkszeug des Slow Acting-Schauspiel. Auch in Deinem täglichen Leben solltest Du es anwenden wenn Du nicht mehr im Bilde bist.
Dann suche einen ruhigen Platz und werde still. Erlebe deinen Atem wie er kommt und geht … und gib in die Stille deine existentielle Frage mit der Bitte als Antwort ein Bild zu bekommen. Nach einigen Minuten wird ein Bld vor Deinem inneren Augen erscheinen. Dann bist Du im Bilde. Oft wirst Du sofort verstehen was es Dir zu sagen hat. Manchmal ist es sinnvoll das Bild an deinen LeibKörper abzugeben. Er reagiert darauf. Das Bild wird dann für Dich leibhafte Bilderfahrung. Intuition und Fühlen werden durch die Hinzunahme Deines LeibKörpers so aktiviert das Du die Antwort im Bild sinnlicher begreifst.
Imagination und Verkörperung sind das ursprüngliche Mittel für das Slow Accting-Schauspiel. Doch auch für Dein Leben als Spiel. Du lebst, handelst und meisterst auf der Bühne fremde Schicksale, in Deinem täglichen Leben Dein eigenes.
Du bist stets im Bilde!
Imagination als leibhafte Bildgestaltung
Ursprung des Schau-Spiels.
Imagination und Verkörperung sind Yin und Yang. Du vereinigst sie im Schau-Spiel. Wirst Schöpfer*in einer imaginierten Welt und zum eigenen Geschöpf. Momente sind das mit mystischem Charakter. Du bist nun Myste, Mystin für Momente in einem Mysterienspiel. Die Bühne ein Weihe-Ort.
WEG-Charakter
Slow Acting-Schauspiel als Weiterbildung in Stufen hat Weg-Charakter. Er wächst mit Dir aus dem Zusammenspiel von Elementen mit unterschiedlichen Medien. Sie sind seelenheilkundlich und künstlerisch auf die Bewusstheit und Ganzheit deines physischen und psychischen Organismus ausgerichtet. Die Medien sind z. B:
- Aktive Meditation und Imagination
- Langsamkeit und kontemplative Konzentration
- Kultisches und absurdes Schauspiel
- Bewegungsexerzitien im Stile des Zen
- Initiatische Wahrnehmungs- und Ausdrucksübungen
- Improvisation und Fixation
- Fernöstliche Theater- und Kampfgebärden (Durch Gastdozenten)
- Schauspielmethoden von Artaud, Stanislawski, Brecht, Chechov, Grotowski, Zeami ..
- Methoden aus der Initiatischen Therapie, dem Psychodrama. der Gestalttherapie …
Slow Acting-Schauspiel. Klassische Texte
Bevorzugt im Schau-Spiel Unterricht werden deutsprachige Klassiker. Der universale Charakter und Geist, die Substanz in den meisten klassischen Texte wird schon sinnlich spürbar bei seiner Stimmbildung und Sprachgestaltung. Sie geben geben vitalen Ansporn zu Imagination und Verkörperung auf der Bühne und Mut zu Deinem Leben als Spiel. Tatsächlich fördern klassische Texte allein schon durch gestaltetes laut lesen und durch gebärdenhaften Ausdruck das persönliche Erleben und das Selbstwertgefühl.
Das Paradoxon. Verfremdung bringt dich zu dir Selbst.
Das tut sie z. B. durch:
- Bewusste Überhöhung, Übertreibung, Expressionismus trotz meditativer Verkörperung
- Starke Verfremdung Deines persönlichen Verhaltens, der Szenen und Interaktionen
- Verfremdende Schminkmasken und Kostüme aus der Werkstatt von Gianni Sarto
Verfremdung meint das Du Dich als Privatperson transzendierst und zur transpersonalen Rollenfigur wirst. Der erste Schritt in die Verfremdung sind extreme Langsamkeit und Präsenz, also nichtalltägliche Bewusstheit in allem Tun und Lassen. Allmählich erscheint in den Rollenfiguren Dein wahres, tiefes Wesen.
Slow Acting-Schauspiel bietet Dir ein weites Feld um diese Methode zu erfahren und zu lernen.
Modellierende Improvisation und Fixation
Was bedeutet das?
Von Impro zu Impro werden Dir in der szenischen Übung immer mehr und unterschiedliche Ausdrucksformen als Stilmittel angeboten. Welche Du annimmst und in Dein Spiel integrierst und welche nicht entscheidest Du.
Die Fixation ist der Gegenpol der Improvisation. Sie gibt Strukturen in deine Improvisationen. So werden sie zu Partituren für deine Rolle und Szenen. Improvisation und Fixationen zu vereinen ist eine altbewährte Methode auf unserer Bühne. Diese Integration ist für das tägliche Leben ebenso von Wert. Sie erschafft einen ganz eigenen Spielraum der Freiheit zwischen Dir, deiner zu verkörpernden Bühnenfigur und deiner Gegenfigur. Das Mysterium tiefer Beziehung kann wirksam werden und durch dich Gestalt annehmen. Zum Ausdruck kann auch das kommen was z. B. in Rollentexten zwischen den Zeilen ohne Worte geblieben ist. Im gebärdenhaften Ausdruck auf der Basis von Improvisation und Fixation kommt es jetzt zur leibhaften Sprache. Und der tiefe Sinn in nicht vorhandenen Worten kann so von dir intuitiv aufgenommen und verkörpert werden. Überraschend sind immer wieder diese Eindrucks- und Ausdrucksprozesse, die Übungen und Spiele allesamt getragen von viel Spiel – und Experimentierfreude.
Beispiel für das Zusammenspiel von modellierender Impro und Fixation
Die Improvisation ist mit dem Meer vergleichbar, mit seiner unerschöpflichen Fülle. Die Fixation ist mit einer Insel zu vergleichen. Sie bleibt an gleicher Stelle. In der Impro aber schwimmst du, wirst auch mitgerissen hierhin und dorthin von Wellen lebendiger Schöpfung. Alles ist immerzu im Werden. Die Fixation ist die Insel, hier solltest du ankommen, Halt, Reflexion und Orientierung finden.
Spielregeln auf der Insel
Jedes Mal wenn Du auf eine Insel kommst, verstreut im Meer deiner Improvisation sollte sich deine Bühnenfigur überhöht und übertrieben in Pose bringen. Dazu stoppst Du ihre Bewegungen und wird für einige Sekunden zum Foto. Das erinnert an die Ausdrucks- und Zeigefreude von Kabuki-Spielern auf dem Blumensteg (Hanamichi). Sie ähnelt auch der Souveränität eines Artisten, der überdeutlich den Zuschauern seine Handlungen zeigt. Brecht hat den östlichen Artisten als Vorbild für den V-Effekt empfohlen. Improvisation und Fixation lehren Dich die Integration von Leidenschaft und Disziplin. Sie bereichert dein Spiel-Leben außerordentlich. Auf der Bühne und anderswo.
TheaterLabor
Dein Umgang mit dir und deiner Bühnenfigur, den Spielregeln und Stilmitteln von Slow Acting geschieht in Laborbedingungen.
Darum unser Name TheaterLabor.
Ein Labor ist kein Arbeitsfeld für Jedermann. Das braucht spielfreudige Menschen die Lust haben zu experimentieren und neues zu erproben. Die nicht aufgeben wenn ein Experiment mal nicth so gelingt wie erwartet. Jede neue Erfahrung ist Gold wert. Wahre Spiellaboranten werden mit Toleranz und Vergnügen Höhen und Tiefen erfahren, den Jubel an Forschung und Verkörperung.
Verschämt und unverschämt, meditativ und expressiv im Spannungsfeld von Biografie und Mythos erschaffst du dich neu und anders, erschaffst Figuren und Szenen. Deine Mitspieler*inen gehen diesen Forschungs-Weg mit dir.
Was für eine gemeinsame Chance!
Also, mach was draus!
Du erfährst wie du mit Stil- und Ausdrucksmitteln improvisierst auch wie du sie fixierst. Manchmal erlebst Du dich von Vorgaben in deinen persönlichen Bewegungs- und Ausdruckswünschen beschnitten. Das ist verständlich, geht aber bald vorbei. Nimm sie einfach mal als Experiment an mit Vertrauen. Dass sich das lohnt erfährst du durch den immensen Gewinn an der sich bald einstellenden Handlungsfreiheit. Auch das ist paradox und darum ist es wahr und wirksam.
Rückmeldungen
Oft erst durch Rückmeldungen deiner Mitspieler*innen werden dir eigene Spielerfahrungen, die Art und Weise deiner Ausdrucksfähigkeit, deiner Wirkung und deines Seins statt Scheins bewusst. Diese Bewusstheit kann in dir neue Schritte aktivieren ins Turaround und neue Richtungen. Sie bringt ganz selbstverständlich Veränderungen die notwendig sind im Hinblick auf deine Rollengestaltungen auf der Bühne und in deinen alltäglichen Lebenrollen.
Eigen- und der Fremdwahrnehmung
Dein LeibKörper ist der Übersetzer deiner Seele ins Sichtbare
Immer steht deine künstlerisch-personale Entwicklung im Vordergrund.
Sie vor allem ist ist Wesentlich.
Slow Acting-Schauspiel ist ein WEG zur beruflichen Weiterbildung.
Er geht durch fünf Stufen künstlerisch-personaler Ich- und Selbsterfahrung.
1. Workshops
2. Schauspieltraining
3. Schauspielstudium
4. Ensemble, Aufführungen
5. Möglichkeit zur individuellen Mitarbeit, Spielleiter*in und Assistenz
Soviel für heute. Es ist mehr geworden als ich wollte. Auch ungeordneter. Gleichwohl lasse ich den Text so woe er jetzt ist.
Ich grüße Dich und sage bis bald.
W. K.
jajaja … das ist schon ganz wunderbar. Endlich. Ich meine, ich weiß ja schon gar nicht mehr, wie lange ich darauf warte. 3 – 4 Jahre? Allein … „integrierte Kata“? grübel grübel. Google zeigt mir Treffer an, die nicht resonieren. Muss ich spekulieren? WAS ist das?
Hallo Michael. Die Quelle für Integrierte KATA bin ich, nicht Google. Integrierte Kata sind bei den Präsenz-Übungen Freitagmorgens bisher nicht zur Anwendung gekommen. Denn sie betreffen den Fachbereich Slow Acting-Schauspiel Studium. Mit Gruß. W.