Egal was der Text hergibt

Die lächelnde, heitere Untergrundstimmung darf nicht aufgegeben werden. Das lehrt uns das Stück: Narren werden, das meint unter Tränen noch lächeln, über dem Abgrund heiter tanzen und bis zuletzt voller Sinnlichkeit sein.

Die Ironie, das Ätzende, Abwertende, Verletzende und Negative, das im Text enthalten ist sollte von allen Spielern durch entgegengesetzte Stimmung umgewandelt werden. Wir schaffen diese Quadratur des Kreises, wenn wir alle darin auch eine Chance zu Überwindung dieser Kräfte in uns selbst erkennen.

Ensemble-Situation meint sich persönlich zu transzendieren, eine Figur gestalten mit anderen Mitteln als den privatpersönlichen. In-den-verfremdeten-Ausdruck gehen auf der Bühne, die eigene Persona aufgebend ist für mich eng verwandt mit dem alchemistischen Vorgang der Goldgewinnung. Nicht zuletzt darum nennen und verstehen wir uns als TheaterLabor.

TraumGesicht – kommt allmählich aus der Traumzeit hervor- im japanischen Theater der Moment von Yûgen – ist das Gesicht hinter dem viel verbergenden Alltagsgesicht. Es wird geschenkt durch Übung und Freude (Gnade) an einer nicht-persönlichen Darstellung.

Ensemble-Situation meint: gemeinsam durch sich selbst Hindurchgehen um in der verfremdenden Gestaltung einer Figur sich selbst, ein Stück weit verwandelt, mit neuer Substanz erfüllt, wieder zu gewinnen. Nach jedem durchgestalteten Stück, das uns selbst mitgestaltet, sind wir nicht mehr ganz dieselbe Person die wir vorher waren. Was wir gestalten verwandelt uns mit.

Selbstverständlich ist das keine Arbeits- und Gestaltungssituation für Jedermann / Jedefrau, sondern für die welche bereit sind viel aufzugeben: privatpersönliche Grenzen, Widerstände, übliche und alltägliche Verhaltensweisen, Ängste und Schutzhaltungen – um letztlich ganz viel zu gewinnen, nämlich sich selbst im schöpferischen Prozess des Erlebens und Gestaltens.

Das alles tun wir für uns Selbst und nicht (nur) um Zuschauern zu gefallen und um anzukommen. Wir biedern uns nicht an und baden uns auch nicht in Eitelkeit, alles was wir tun und nicht tun – tun wir – um uns zu vervollkommnen.

O. K. Soviel für heute.

Wolfgang