Endlich ist es soweit!
Der erste Tag in der Verwaltung beim TheaterLabor TraumGesicht e.V. bricht an. An der Tür der Privatwohnung von Herrn Sarto angekommen, staune ich nicht schlecht als er mich auf Socken begrüßt und herein bittet. Mir ist aus unserem ersten Gespräch bekannt, dass die gesamte Administration des Vereins derzeit noch im Home Office durchgeführt wird. Die Socken verraten, dass ich es hier nicht mit einem üblichen Verwaltungsjob zu tun habe, der in einer eher konservativen Umgebung mit eher konservativen Menschen stattfindet. Natürlich muss auch ich die Schuhe ausziehen.
Nach einer kurzen Einweisung in die Topografie der sanitären Einrichtungen der Wohnung, schreiten wir ins Wohnzimmer und da sitzt er nun – völlig überraschend begegne ich dem Meister höchstpersönlich, den ich zuvor nur aus dem Internet kannte. Herr Keuter verweilt im Sessel und noch bevor ein längeres Gespräch entstehen kann, steht er auf und verabschiedet sich. Im Rausgehen fragt er mich, ob es etwas zu trinken seien darf.
Mit fällt der Begriff „Meister“ im Zusammenhang mit Herrn Keuter vor allen Dingen deswegen ein, weil ich viele Online-Fotos von Ihm in meditativer Haltung, auf dem Boden sitzend im Gedächtnis habe.
Es gibt Kaffee und Wasser – auf dem Wasser schwimmt fröhlich eine Scheibe Zitrone.
Die Wohnung sieht aus wie die Wohnung eines Künstlers. Großformatige Bilder schmücken die Wände, Regale voller Bücher, eine Chaiselongue in der Ecke und natürlich Schreibtische bzw. Aktenschränke mit dem Gedächtnis des Vereins.
Ich sitze Herrn Sarto gegenüber und wir plaudern über die Strukturen des Vereins, den Aufbau der Verwaltung und nicht zuletzt über zukünftige Aufgaben, die ich übernehmen soll. Ich fange klein an, mit dem PC als Mittel um Ordnung zu halten: Mitgliedschaften verwalten, Kündigungen registrieren, Korrespondenzen schreiben. Herr Sarto telefoniert derweil mithilfe seines Headsets, das für mich schon zu seinem Markenzeichen wurde. Ich werde Zeuge davon wie der künstlerische Leiter vom TheaterLabor TraumGesicht e.V., der mir jetzt vielmehr als Verwalter von Zahlen und Fakten vorkommt, einer seiner Lieblingstätigkeiten nachgeht – dem „netzwerken“. Kontakte knüpfen scheint mir in diesem Metier als besonders wichtig. Herr Sarto wirkt selbstsicher, freundlich und konsequent am Telefon. Ich denke darüber nach, wie wichtig es für einen gemeinnützigen Verein ist Kontakte zu knüpfen, nach außen zu treten um Menschen und Institutionen für die Sache zu gewinnen und bei Laune zu halten.
Nach ungefähr drei Stunden ist mein erster Arbeitstag zu Ende. Mit vielen interessanten Eindrücken und voller Vorfreude auf das nächste Treffen, verlasse ich die Wohnung. Den Meister habe ich übrigens nicht wieder gesehen. Er verschwand in einem anderen Teil der Wohnung, der mir noch unbekannt blieb. Ich hoffe, dass ich auch ihn bald näher kennenlernen werde.