Tag 3, Sonntag 24.9.2017 von 12.30 bis 15.30
Gut 10 Monate ist es nun her “mein erstes Mal” beim ritualisierten Schauspielunterricht im TheaterLabor TraumGesicht. Heute schreibe ich nun “meinen ersten Blog” über das gemeinsame Üben bei der Leonce und Lena Ensemblearbeit mit Doris, Belgin und Sigrid auf der Bühne.
Und so gibt es viele, viele erste Male an jedem Übungstag. Von einigen der ersten Male am dritten Übungstag möchte ich nun kurz berichten. Nachdem wir an der ersten beiden Übungstagen, ohne große Aufwärmübungen direkt in die Textarbeit hineingesprungen sind, stand diesmal im ersten Teil des Übungstags die Atem- und Sprechtechnik im Vordergrund.
Begonnen haben wir den dritten Übungstag mit einer Atemübung, bei der wir uns ganz bewusst auf den Hara-Bauch-Muskel konzentrieren, durch die Nase einatmen und den Bauch beim ausatmen fallen lassen sollten. Anschließend haben wir dann mit einem Text zum Vokal U aus dem kleinen Hey (s.32/33) unsere Lippenmuskulatur trainiert und das Ganze dann auch noch mit der vorherigen Atemübung kombiniert.
Um ein besseres Gespür dafür zu entwickeln, wie wir die gerade trainierte Atem- und Sprechtechnik dann auch in unsere Schauspielpraxis übertragen können, durfte im Anschluss jeder von uns für 3 Minuten eine Fantasiefabel aus dem Stegreif auf der Bühne vortragen. Wolfgang bat uns dabei auf jeglichen Wirkungswunsch und Eitelkeit zu verzichten und uns alleine auf die Technik zu konzentrieren.
Im Anschluss daran haben wir uns dann wieder der Arbeit mit dem Text von Leonce und Lena gewidmet.
Belgin und ich haben uns weiter in die Begegnung von Leonce und Rosetta und in die Stimmung der jeweiligen Figuren hineingearbeitet und -gefühlt. Belgin hat mit ihrem Feingefühl für Sprache und Betonung der Figur der Rosetta je nachdem an welcher Stelle sie ihre Atempausen machte, unterschiedliche Ausdrucksfacetten und eine ungeheure Eleganz verliehen. Und ich habe zu Beginn den Text von Leonce sehr schnell und ohne wirkliches Gespür für die Szene vom Textblatt abgelesen. Mich vor allem darauf konzentriert den Text fehlerfrei abzulesen und mit eigenen Wörtern/Füllseln anzureichern, um so die Figur des Leonce zum Leben zu erwecken. Durch den mehrmaligen Hinweis aus dem Publikum mir doch viel mehr Zeit für die einzelnen Sätze zu nehmen und ganz genau hinzuspüren wann ich eine Atempause machen sollte und wann es erforderlich sei den Text in einem Atemzug zu sprechen, damit der Sinnzusammenhang nicht verloren geht, gewann meine Figur des Leonce zunehmend an Kraft. Mir wurde zunehmend klarer, dass sich Leonce während der einen Szene im Kontakt mit Rosetta in unterschiedlichen Stimmungslagen befindet und dass ich diese natürlich auch mit unterschiedlichen Lautstärken und Geschwindigkeiten zum Ausdruck bringen muss.
Es war der Einfall von Wolfgang am zweiten Übungstag, dass dem schwermütigen, verzweifelten Text der Lena im ersten Akt/4.Szene ein Gegenpol in der Spielweise guttun würde. Doris hat die Figur der Lena deswegen einmal ganz anders, als an den ersten beiden Übungstagen interpretiert. Anstelle einer verzweifelten, traurig-depressiven Lena haben wir heute eine überdrehte, lachende, ja leicht verrückte Lena zu Gesicht bekommen und die Stimmung, die sie verbreitet hat, hat uns im Publikum angesteckt. Es war genau die Stimmung, die dem Charakter des Lustspiels gerecht wird. Zuvor hatte es eher den Charakter einer dramatischen Tragödie gehabt. Und Sigrid hat der Figur der Gouvernante auch durch die Atemübungen zu Beginn des Übungstages inspiriert einen neuen, einen ruhigeren Charakter verliehen.
Da dieser Übungstag zugleich der Tag der großen Wahl war haben wir uns die mitgebrachten Speisen im Stehen einverleibt, um pünktlich loszukommen zu unseren jeweiligen Wahlpartys. Und wie wir mittlerweile alle wissen, hat uns dieser Tag noch ein “erstes Mal” verschafft. Doch dies passt wohl nicht zum Bericht der Lustspiel Ensemble-Arbeit.