Slow Acting: Staunen – Stopp und Stille
Schweigen, innehalten, abwarten
– Nachgearbeitet am 22. o1. 2020: Urlaut h
Am 15. 12. 20019 bei der Einladung des TheaterLabor TraumGesicht e.V. zu Stollen – Stopp und Stille erzähle ich von drei Schritten im Atemgeschehen. Auf sie machen heilkundlich-schamanische ebenso wie künstlerisch-initiatische Überlieferungen von alters her aufmerksam. Ihre bewusste Ausführung und ihr bewusstes Erleben verändern deine Befindlichkeit zum positiven Pol hin.
Mich überrascht während meines Erzählens, das plötzlich viele Assoziationen und Erinnerungen auftauchen. Manche bringen mich in nicht vorgesehene Richtungen.
Meinen Erzählstrom will ich nicht unterbrechen durch Hinschielen auf den Spickzettel. Also schweigen, innehalten abwarten, auch aushalten bis ein Einfall als Gedankenfaden sich wieder anbietet. Das übe ich jetzt vor Euch. Ob diese Improvisation ohne Stringenz, überzeugt?
O. K. es ist wie es ist.
Der Odem
Ich habe mich wohlgefühlt dabei. Beim Formulieren meiner Botschaften spüre ich wieder deutlich wie stark und wie lange schon dieser komplexe Bereich: Atem, Stimme und Sprechen mein Ding ist. Dabei kommt Erinnerung an die Theaterschule, an den Moment des Unterrichts in dem ich mit einem Mal nie gekannte Befreiung erlebe. Sie kommt aus meinem Zwerchfell. Die alten Mimen Griechenlands, Vorbilder in vieler Hinsicht, nennen diesen Muskel Sitz der Seele. Sie wissen: Die Sprache wird vom Zwerchfell geboren.
Eine Welle durchströmt mich, befreit neue, fremde Kräfte. Plötzlich überzeugt mich der Gedanke:
Ich werde vom Odem durchflutet!
Erstaunlich wieviel Leichtigkeit den Unterricht auf einmal durchströmt, manche Hemmung in der szenischen Übungen löst sich von Selbst. Wunderbar!
Ich erlebe, dass ich atmen kann
Ich atme frei, spreche frei, gestalte frei den Text: Prinz von Homburg.
Dieses Mal.
Ob das so bleibt weil ich mein Zwerchfell gefunden habe? Endlich gefunden habe!
Dem Lehrer sei Dank für seine Hartnäckigkeit und Strenge. Ich habe es kapiert. Geht nämlich meine Bewusstheit im zwerchfelligen Atemgeschehen verloren wird meine Aussprache mangelhaft, Nervosität, Gereiztheit und Hemmungen besetzen mich.
Dann wird es peinlich. Doch beginnt eine neue Phase.
Mein Atemgeschehen wird bewusster, meine Aussprache verbessert sich, meine Stimmkraft wächst, Nervosität und Hemmungen lassen sich durch Atemübungen spielerisch umlenken. Tatsächlich. Ich erfahre die Anwesenheit und Wirkung des Odem immer öfter. Das erwähne ich nie auf der Theaterschule, es ist mein Geheimnis.
Die Voraussetzung
Was ist der Odem? Er hat viele Bezeichnungen, z. B: Wind, Geist, Lebenssubstanz, Hauch des Geistes, Säuseln, Flüstern, Wispern …. Er will das wir hinhorchen, nicht bloß hören. Er will das wir hinschauen, nicht bloß gucken. Der Odem im Atem gibt dir das tiefe und weite, durch erkennende Liebe, befreiende Aufatmen.
Was für ein Lebensgenuss.
Du möchtest deinen Atem bewusst anreichern mit Odem? Dann erlebe übend dein Atemgeschehen kontemplativ und bewusst. Erlebe es immer wieder neu, jedes Mal wie ein erstes Mal. Dein EinAtem wird zum Geschenk von demjenigen AusAtem den du in tiefem Vertrauen abgibst, abgibst abgibst … Er kommt dann ganz von Selbst zu dir zurück, ganz von selbst, ganz von selbst, ganz von selbst …
Der Überlieferung nach berührt der Odem vor allem Kehle, Gurgel, Schlund und den Vagus-Nerv. Von ihm heißt es, das er Selbstheilungen möglich macht. Als der im LeibKörper Umherschweifende ist er an der Regulierung fast aller inneren Organe beteiligt.
Der Vagus-Nerv aktiviert dein Wohlgefühl. Kümmere dich um ihn.
Verzichte auf mechanischen Umgang mit den Übungen. Erfühle, erfahre sie als Atem- und Stimm-Meditation. Komm in Berührung mit dem Ewigen, in deinem Atem, in einem Laut. Der Laut läutert.
Komm in Fühlung mit dem Ewigen in dir Selbst.
Die Vokale und Konsononanten bringen dir erstaunliche Erfahrungen und Einsichten. Denn das Alphabet ist voll von Geheimnissen.
Die Methode Slow Acting-Schauspiel ist ein Studium eigener Art.
Erfahre kontemplativ deinen Atem, seine Bewegung, sein Ein und Aus, deine Stimme, die Klangräume in deinem LeibKörper, die Geistkraft in deinem Tönen und Lauten, Singen und Sprechen. Beginne immer wieder bei Null. Vergiss nie dein Anfangsherz, empfiehlt der Nô-Spiel-Meister Zeami Motokiyo 1363 – 1443, in seinen Geheimen Überlieferungen des Nô.
- Übe immer wieder
- Einfach
- Bescheiden
Drei Schritte
- Den Atem gehen, gehen, gehen lassen
- Warte auf das Zurückkommen deines EinAtems
- Lass deinen Einatem kommen. Ganz von Selbst, ganz von Selbst, ganz von Selbst.
Übungen für den Vagus-Nerv
Hier kannst du auf dein Hals-Chakra positiv einwirken. Zu einem späteren Zeitpunkt gebe ich dir an dieser Stelle Übungen, Empfehlungen und Affirmationen für weitere Chakren.
- Vorderes CH / Hinteres CH
- Das vordere, dann das hintere CH dreimal wiederholen.
- Konzentriere dich dabei auf das Räumliche im Halsraum und Schlundraum. Spüre das Räumliche in diesen Bereichen: weit, hoch, breit, tief.
Erlebe, das die Innenräume deines LeibKörpers in ihrer Tiefe angeschlossen sind an deinen tiefen Beckenraum.
(h). Ein Urlaut. Dem Odem so nah.
- Laß in deinem Hals-und Schlundraum vorsichtig das (h)-eeeeeee tönen. Deine Mundwinkel gehen bei e leicht auseinander.
Vergiss nie den Einatem kommen zu lassen statt ihn zu holen. Lass ihn kommen, ganz von Selbst, ganz von Selbst, ganz von Selbst, ohne dein geringstes Dazutun!
2. Vor jedem Vokal – in jedem Vokal – und nach jedem Vokal bietet h die Vorbereitung und Öffnung, das Einschwingende, Durchschwingende. Es macht deinen HalsRaum weit. Erfahre das h bei ah, ih, eh, oh, uh, äh, öh, üh.
Es ist geheimnisvoll strömend anwesend.
Gib dir Zeit und Raum für alle Acting- Übungen. Du gewinnst an RaumZeit ohne dein Dazutun, und deine Zeit geht langsamer.
Spüre wie das h sanft den Vokal vorbereitet, wie es den Vokal durchflutet und sich dann stimmlos und stumm aushaucht. Achte bei dieser Übung mehr auf das h als auf den Vokal. Der Vokal darf sich verschleifen, darf sanft in einen anderen übergehen und mit ihm verschmelzen. Bleibe in kontemplativer Konzentration auf die Wahrnehmung des h bezogen. Es sollte deine Kehle durchströmen und deinen Hals – und SchlundRaum.
Fühle es!
Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen von dir.
Fortsetzung folgt bald.
Gruß Wolfgang.
14.01.2020
Die Zeichnungen geben Atemerfahrungen wieder. Sie sind von verschiedenen Personen mit geschlossenen Augen gezeichnet worden.