Eindrücke

Ein Schauspieler steht hinter einer Stuhlreihe im blauen Bühnen licht. Er trägt eine goldene MaskeEintauchen in eine andere Welt. Und eine andere Gruppe.
Eben noch durchströmt von lautem Verkehr und hektischer Stadt-Anonymität, führen die fast ein wenig beklemmenden Gänge durch den Hochschulcampus in Düsseldorf, in eine andere Welt. In die des Theaterlabors Traumgesicht. Hat man den kleinen Bühnensaal betreten, vergisst man sofort, dass man in der Innenstadt einer Großstadt ist.
Das Theaterlabor veranstaltete heute einen öffentlichen Schauspielunterricht unter dem Namen „So weit wir gekommen sind“. Wer noch nicht die laute Welt draußen vor der Tür gelassen hat, der wird von Regisseur Wolfgang Keuter mittels einiger Stille- und Entspannungsübungen in den kleinen Raum und zu dem, was da auf der Bühne gezeigt werden soll, geholt. Dann gings auch schon los…

Zu Beginn verwendet Wolfgang K. ein sehr charmantes Stilmittel, um in die Szenen einzuführen: Jeder der drei Schauspieler nimmt nacheinander auf dem „biographischen Stuhl“ Platz, und wird vom „Regisseur“ zu seiner und in seiner Rolle befragt. Somit vergewissert sich der Regisseur seiner Schüler und Rollen, und die Zuschauer erfahren, mit wem sie es zu tun haben, in welcher Situation die Figuren sich befinden bzw. welchen Charakter sie mitbringen. So stellen sich ein Schauspieler, ein Pastor, eine vulgäre Frau sowie ein Künstler vor und dar.

Unerbittlicher Rhythmus

Nach dieser Vorstellung werde ich frohlocken, so dachte ich, wie diese unterschiedlichen Charaktere wohl miteinander interagieren würden, wie sie auch einander kennenlernen. Damit wurde ich lange auf die Folter gespannt – zeigten sich die einzelnen Figuren doch zu Beginn erst einmal Solo. Zu Beginn der Schauspieler, der den biographischen Stuhl mit einer Stuhlreihe aus 4 Stühlen ergänzte. Die Schauspieler: innen waren mit einem Schild und Nummer „gekennzeichnet“.
Insgesamt schien es mir zu Beginn darum zu gehen, echt zu sein, auf der Suche nach den eigenen Gefühlen und zu diesen zu stehen, nicht sich durch Angst zu verbiegen, der (auch schmerzhaften!) Wahrheit ins Gesicht zu sehen.

Der Schauspieler (Noah) wiederholte oft einen mir Verzweiflung auszudrücken scheinenden Ausspruch über Herz- und Seelenschmerz. Zwischenzeitlich schlug das nicht auf der Bühne befindliche Ensemble dabei unerbittlich einen Rhythmus – es erschien mir so, als forderten sie den Spieler heraus. Heraus, aus seiner Haut zu kommen und weiter authentisch zu sein. Das gefiel mir sehr gut!

Nachdem der Schauspieler die Bühne verließ, tanzte, überhaupt waren viele Bewegungen Tanzbewegungen, der Pastor (Martin) um die Stuhlreihe und zog sehr bedacht und fast schon rituell seine Pastorenkluft an. Seine Art machte auf mich den Eindruck, dass er sich in seine Rolle fügt, und dass ihm diese Rolle mit ihrer Ordnung und Ordnung überhaupt wichtig ist. Auch er hadert mit seinem Schicksal, sinkt später sogar einmal zu Boden. Seine wirklichen Motive haben sich mir nicht erschlossen.
Als drittes kam „die vulgäre Frau“ (Sigrid) auf die Bühne, die am meisten durch Gesten kommunizierte.

Als der Künstler (Martin) die Bühne betrat, konnte ich mich nicht mehr gut konzentrieren, und mich jetzt auch leider nicht mehr an viel erinnern, so wie manche Politiker auch. Zwischenzeitlich waren alle drei Schauspieler auf der Bühne, jeder auf einem Stuhl, redeten nicht miteinander, zogen allerdings eine lange Zeit Grimassen.
Mir persönlich war das zu lange, aber grundsätzlich eine schöne Idee. Auch verwandelten sich die Spieler durch Perücken und nahmen jeweils einen kleinen Scheinwerfer auf und leuchteten damit auf sich. Sie setzten sich also ins rechte Licht, so will ich es mal nennen.

Hamlett zu lesen

Ganz zum Schluss hatte der Künstler eine Maske auf, in der er in Führung durch den Schauspieler von der Bühne ging.
Insgesamt hatte das Stück seine Längen. Wenn es um Urfragen und Konflikte des Daseins und des Individuums ging, gefiel es mir sehr. Mimik und Gesten waren deutlich, oft bedeutsam. Die musikalische Untermalung verbreitete eine Verdeutlichung der Atmosphäre. Schade fand ich, dass die einzelnen Figuren nicht zusammenkamen, bzw. nur sehr rudimentär, oder habe ich was verdrängt? Schade, dass jetzt schon wieder Schluss ist. Aber als nächstes werde ich dann wohl probieren, Hamlett zu lesen.