Gianni begrüßt charmant bayrisch, erzählt, führt durch das ganze Programm. Wolfgang erzählt und führt mit.

Heimat

Neue Menschen, Bekannte, Freunde, Förderer, ja durchaus ist Heimat spürbar in unseren neuen Räumen auf dem Campus Golzheim. Wunderbare Ehrenämtler*innen wie die Heinzelmännchen aus Köln, sind immerzu an richtiger Stelle. Professionell wird es mehrmals genannt, unser Heimatfest. Vor allem Antje sei Dank für umsichtiges Handeln. Gespendet wird eine Miele Spülmaschine und eine große Kaffeemaschine und mehr noch an diesem Tag. Gewonnen per Los wurde ein TheaterWorkshop, Sprechtraining, Eintrittskarten und Utensilien zur Müllvermeidung mit Plätzchen …

Das Catering ist hervorragend, die mitgebrachten Kuchen und vor allem das Tiramisu sind ebenfalls hervorragend. Ideen erfüllen den Raum, Vernetzungen werden getätigt, Konföderation ergibt sich mit artverwandten, auch polarisierenden Künstlern. Es scheint so, neue Wege für das TheaterLabor TraumGesicht öffnen sich fast ganz von SELBST.

Unser Programm

  • Mike & Aydin

    Auf der Bühne, links ein Mann in einem Frack, er wirkt sehr britisch, schaut mit offenen Augen ins Publikum. Rechts von ihm steht sehr nah ein orientalisch aussehender Mann mit Bart. Er hat die Augen geschlossen und stellt sich gerade etwas vor.

Zwei Komiker, Kabarettisten Nord-Süd-Gefälle schmissig, kraftvoll, auch distinguiert, musikalisch, geistreich in deutsch-englischer Sprache. Sie öffnen den imaginären Vorhang und hinterlassen gute Stimmung. Eine erste Kooperation mit dem „English Theatre Düsseldorf“.

  • Die Wendy von Daniela

    Eine Schauspielerin kniet vor einer Bank mit grünem Rand. Darauf sitzt ein grüner Frosch aus Plüsch. Sie spielt ein kleines Mädchen, die dem Frosch etwas erzählt.
    Wendy entwickelt mit Text aus Misantrop des Moliere, im Slow Acting-Stil, zweimal Wendys ausgezehrtes, zartes Antlitz auf dem Bühnensteg zeigend, beim vorsichtigen Umdrehen, sich dann auf der Bühne differenziert Mimik und weiterer Verkörperung öffnend, stimmlich leicht verfremdet, zeigt, lebt sie das Mädchen (eine andere Figur kann es überhaupt nicht sein) die Einsamkeit und Verlassenheit des Kindes, seine Frustriertheit führt überzeugend zu berechtigtem Hass, sich dem mitgebrachten Frosch anvertrauend, zwischendurch rührend das einsame hüpfen und springen, dann wieder Kontakt mit dem Frosch suchend der keine Antwort weiß.
    Und dann nach einer Zeit der Stille, das Lied Stille Nacht Pause Pause, einsam wacht Pause Pause Pause, einsam wacht öfter wiederholend, wird dieses Lied ganz zu Wendys Lied mit dem sie ihre persönliche Traurigkeit und Einsamkeit besingt in stiller, langsamer Darstellung. Wohl mancher Zuschauer spürt seine Tränen als das Mädchen Wendy die Bühne verlässt und zurückkehrt ins wohl triste Elternhaus. Jeder möchte es trösten und da herausholen.

  • Die Lotte von Doris

    Eine ältere Dame ganz in schwarz gekleidet, trägt einen Hit mit roter Bordüre. Sie steht auf der Bühne und singt ein Chanson.
    Ein alternder, dementer, ehemaliger Bühnenstar, sich mühsam erinnernd, zurechtfindend: Wo bin ich hier, ich weiß  überhaupt nicht wo ich bin!
    Und dann überraschend, und der Haifisch ——-Pause Pause Pause —– der hat Zähne, wieder Pause, sich mühsam erinnernd, ach ja – der hat Zähne Pause Pause Pause, suchend, kein Wort fällt ein, dann endlich wieder und die trägt er …. …. und so geht es weiter, so unsicher sich bewegend, immer wieder ist der Text vergessen, taucht an anderer Stelle wieder auf, geht über zu Johnny aus dem Surabaya Song, gesprochen, geflüstert, erlebt, erlitten, erschüttert – ich liebe dich so und dann nimm doch die Pfeife aus dem Maul …. du Hund … wieder gesprochen und gesungen soweit es noch möglich ist. Immer wieder Anschluss an die frühere Größe und wieder sein Erlöschen – zwei Schritte nach rechts und zwei Schritte nach links immer wieder, zwei drei Gebärden im „bleib so wie du bist“. Mehr braucht es nicht um zu überzeugen.

  • Marcel als Egon, Sigrid als Celine

    Links ein junger Mann in Anwaltsrobe, rechts eine ältere Dame im bunten Seidenkleid. Er erzählt ihr etwas mit vor gehaltener Hand. Sie ist offensichtlich davon nicht angetan. Sie sind auf einer schwarzen Bühne.
    Der gleiche Text wie bei Wendy aus dem Misantrop. Egon kraftvoll, komödienhaft, leicht überzogen, Clown des guten Tuns und des positiven Denkens, absurd in seinem Lachen, die Wahrheit der Celine kaum ernstnehmen könnend, stets kräftig Reaktion zeigend mit wechselnder Mimik, mit sonorer Stimme und hervorragend artikulierend, endlich verdiente Lacher bei Sie spinnen ja…
    Celine frustrein in ärmellosem Kleidchen und abgenutzter Handtasche als Requisit mit dem sie Ärger und Wut zeigt, beinleidend stöhnend, schmale Lippen, die Mundwinkel zeigen den Bittergeschmack ihres bisherigen Lebens, die Intolerante, Unsinnliche, manchmal tonlos bleibend – ach wofür noch? –eine Unangenehme die sich wandelt als ihre Liebe zu einer Frau offenbar wird. Da ist kein Beinleiden und kein Halten mehr, als Zeichen der Umwandlung rötet sie die Lippen und längst verlorengegangenes Lächeln erhellt ihr Antlitz. Ein sehnsuchtsvoller, friedvoller Moment mit Zauber, die Wandlung ist gelungen.

  • Christa, Füllhorn aus dem Allgäu

    Eine Frau steht auf der Bühne. Sie trägt eine enge weiße Hose, einen schwarzen Pulli und einen orangenen Schal. Der passt prima zu ihren orangefarbenem Haaren. Sie zeigt eine Schläfenschraube. Christa Brunhuber trägt etwas zum Thema Heimat vor.
    Da ist meine Heimat, die ist wunderschön! Es gibt auch die Heimat des Geistes!
    Ich möchte zum verrecken kein Engel mehr sein sagt sie mehrmals rhythmisch damals, vor über fünfunddreißig Jahren, mitten in eine szenische Übung hinein. Die seelischen Flügel, die seelische Maske flogen dahin, ihr Gesicht, es kam durch, ihr befreites Gesicht, ich möchte zum verrecken kein Engel mehr sein, ein starker, ehrlicher Auftritt und Erkenntnis, seitdem sich selbst und uns treu geblieben. Glücksmomente bei Spiel und Übung und Heimat, viele Türen haben sich geöffnet seitdem, viele Türen.
    Lyrische Momente, aber bitte mit Gebärden und Überbetonung der Verschlusslaute, die Abspannübung zeigend in der lyrischen Phase, herzhafte Lacher im Zuschauerraum durch Wiedererkennung und auch sonst, diese Dankbarkeit hat Ewigkeitsanteile, was für (d)ein guter Geist Christa, der die inneren und äußeren Räume durchweht.

  • Dirk, der blinde Mann

    kein Schauspiel, Lebensperformance, Mut-Sprung, die körperliche Behinderung zeigend, das Blind-SEIN absolut, zu Popsong tanzend, das Banale und das Absolute zeigend in seinem Spiel als Leben, zeigend was dennoch möglich ist, daran erinnernd, Dirk als Botschafter! Eine Performance zu Ehren seiner Schwester Ilse, zu ihrem Geburtstag.

  • Nachbarschaftliche Initiative: Beutel cool-T

    Die Intitiative Müllvermeidung bietet praktische Hilfe und Erfahrungsaustausch, hat Heimat gefunden bei uns, nicht nur vorübergehend, herzlich Willkommen mit Eurem Programm hier auf dem Campus und auf den Straßen und Plätzen von Golzheim bis Pempelfort. Utensilien zur Müllvermeidung mit Plätzchen gegen Spende, wurden reichlich angenommen. Bravo Euch und weiter so. Einige der Besucher des Heimatfestes habt Ihr überzeugt. Euer Kreis wächst!

  • Labormusik-Improvisation

    Ein Mann sitzt und rechts von ihm steht eine Frau. Beide tragen einen weißen Laborkittel. Es sind zwei Musiker, die auf der Bühnen Labormusik spielen. Er spielt Ziehharmonika und sie singt.

Gesine Lersch-van der Grinten und Martin Lersch,  ungefällig, nervig, experimentell, unernst, unprofessionell wirkend (Zen-Spruch: Vergiss nie dein Anfangsherz) dann mit Ziehharmonika – senkrecht mit einer Hand gehalten, dazu Gesines Summen, wie aus einem buddhistischen Kloster kommend, streicheln das Gemüt. Herzlichen Dank an Beide, an die Sängerin mit der Bergkristallstimme und an dem Narren der Klänge.

Vieles gäbe es noch zu erzählen von Begegnungen und Nicht-Begegnungen. Viele Besucher bleiben bis fast zum Schluss. Sanft wird der Theaterraum und das Casino leerer. Als das Bühnenprogramm zu Ende ist sitzen Künstler, unser Team und Besucher noch beieinander zum Ausklang.
Betty aus Meran kommt für diesen Tag und muss wenige Stunden später schon wieder abreisen.
Treue, Dankbarkeit, Freude, daraus besteht die Substanz dieses Tages. Habt alle herzlichen Dank für sein Gelingen und den Ehrenämtlerinnen die zum Fest besonders geehrt werden, Antje, Gabriela und Ilse; Euch für viele Handreichungen von Herzen Extra-Dank.

Am Montag nach unserem Fest ist ein Artikel in der Rheinischen Post über unser Heimatfest erschienen. Hier der Link dort hin.

Und bis bald. Wolfgang.